Zeitenwende Diversität

Diversität: Gibt es auch bei Ihnen die Zeitenwende oder wird da grad noch der Obstkorb gefüllt?

Der Obstkorb am Arbeitsplatz ist längst Geschichte. Was die Generation Z von Arbeitgeberinnen erwartet.

Wer so wie ich Frauen dabei berät, ihre Karriereplanung mit der Familienplanung überein zu bringen, muss sich  zwangsläufig ganz ernsthaft über kurz oder lang von seinen Klientinnen fragen lassen: welche Frau fühlt sich in einer Gruppe wohl, in der sie gleich viel arbeitet, dafür aber weniger verdient als ihre männlichen Kollegen? In der unbewusst an den Tag gelegter Chauvinismus ihren Alltag bestimmt? 

Diese Frage muss weitergeleitet werden an Unternehmen und Verantwortliche, die sich mit Vielfalt, mit Frauenförderung, mit der gezielten Verwirklichung diversitätsorienterter Ziele in ihrer Organisation beschäftigen. Und wenn wir schon beim Fragen stellen sind, kann man weiterfragen danach, welche älteren Mitarbeitenden es noch zur Höchstform bringen können, wenn sie wie so oft auf dem Pensions-„Abstellgleis“ nur noch ein unerfülltes Senioren-Dasein fristen? Oder was sich verändert, wenn ein Homosexueller sich in einer Firma richtig entfalten könnte, ohne dass ihn ein Outing womöglich den Job kosten könnte? 

Diversität: mehr als nur die Gleichstellung Benachteiligter

Klassische Beispiele aus dem Beratungsalltag, die erschreckend klischeehaft sind.  Aber sie sind Realität, und an ihnen wird deutlich, dass Diversität vielmehr als „nur“ die Gleichstellung Benachteiligter ist: Es geht dabei um die Anerkennung und um die Wertschätzung der Menschen!

Stellen wir uns mal vor, ein Mensch mit Asperger-Autismus und einer überdurchschnittlichen analytischen Begabung arbeitet bei der Kriminalpolizei. Abgesehen von einer gehörigen Portion Mitarbeitermotivation, die dieser Mensch womöglich mitbringt, steigert er auch das Output der gesamten Abteilung. Warum nicht auch darüber nachdenken?

Was wirklich zählt, sind die Menschen und ihre Fähigkeiten, die das Unternehmen lebendig machen und die Firmenkultur nachhaltig prägen.

Diversität und Demographie

Noch gar nicht haben wir uns an dieser Stelle über den Stellenwert der Diversität im Zusammenhang mit Demographie, Globalisierung und den zunehmenden Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund Gedanken gemacht. Längst selbstverständlich, sagen Sie? Ja, stimmt, wenn man sich auf den Plätzen unserer Städte umschaut. Und diese Vielfalt bildet sich auch in den Statistiken der relevanten Studien zur Arbeitsmarktbeteiligung von Migrant*innen immer besser ab. Also müssen Arbeitgeberinnen sich auf diese diversen potentiellen Mitarbeiter*innen einstellen.

Und deshalb entsteht plötzlich eine neue Art des Recruitings. Eines, in dem sich die Menschen die Arbeitswelt „zurückerobern“ und HR-Verantwortliche um jede Einzelne in diesem „War of Talents“ buhlen müssen!

Warum der Trend zur Vielfalt und der Obstkorb am Arbeitsplatz alte Hüte sind 

Die Gesellschaft ist divers. Sicher haben Sie das hier und da auf dieser Homepage schon gelesen. Vermutlich öfter schon, und das ist auch gut so. In Deutschland hat nahezu die Hälfte der Generation Z, zu der auch meine Töchter gehören und die nun den Arbeitsmarkt erobert, mehr als nur eine kulturelle Wurzel. Sie sind es bereits aus Kindergarten, Schule, dem Club, der Nachbarschaft und dem engsten Umfeld gewohnt, dass Menschen sehr verschieden sprechen, aussehen, denken, und sie sind an vielen Plätzen zu Hause.

Generation Z erwartet also bei ihrer Suche nach dem besten Ausbildungs- und Arbeitsplatz und in deutlich höherem Maß als die Vorgängerinnen der Generation Y, dass Unternehmen sich mit der Vielfalt eingerichtet haben. Dabei ist es keineswegs eine Selbstverständlichkeit, die erst dann auffällt, wenn sie in der Unternehmenskultur fehlt. Sondern es wird gewürdigt und geschätzt, wenn Unternehmen sich ganz deutlich für die Vielfalt in der Gesellschaft engagieren und sich als Arbeitgeberinnen zu Diversität und vielfältigen Teams bekennen.

Wenn Frauenförderung offensiv vorangetrieben wird, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern strukturell und in Form von neuen, umsetzbaren Ideen verankert ist, wenn Mehrsprachigkeit selbstverständlich ist, wenn Generationengerechtigkeit sich durch entsprechende Konzepte ausdrückt etc.  

Es reicht also nicht, wenn es frisches Obst am Arbeitsplatz und die Möglichkeit zum Homeoffice eröffnet wird. So erlebe ich das von meinen eigenen Töchtern und aus ihren recht großen Freundeskreisen, und so ähnlich beschrieb es kürzlich auch die Recruiting –Agentur Raven51. Auch spannend zu lesen dazu ist der Blog des Arbeitswelt-Forschers Prof. Christian Scholz „Per Anhalter durch die Arbeitswelt!“ oder sein Buch „Generation Z: wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt.“

Warum sind Firmen, die auf die Diversität ihrer Teams setzen, erfolgreicher?

Veränderte Marktverhältnisse und Strukturen verlangen andere Denkweisen und Wahrnehmungen. Diese Erkenntnis förderte bereits die Shell-Studie zutage, die 1983 von Arie de Geus, dem Leiter der strategischen Planungsgruppe der Shell Oil Company, durchgeführt wurde. Die Studie beschäftigte sich mit der Frage, warum Unternehmen sterben und warum andere es schaffen, über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg zu überleben. Ihre Ergebnisse beeindrucken selbst nach 35 Jahren noch und wurden in De Geus Buch „Jenseits der Ökonomie. Die Verantwortung der Unternehmen.“ 1998 veröffentlicht.

De Geus sieht in Unternehmen lebende Wesen mit einer Art Immunsystem, die sich selbst steuern und an die Gegebenheiten des Marktes anpassen können. Sie sind wie der menschliche Körper widerstandsfähig. Er unterstreicht, dass langlebige Firmen tolerant und geduldig sind. Für ihn ist es die menschliche Gemeinschaft, die das eigentliche Wesen der Firma darstellt und zum Fortbestehen beiträgt.

Zahlreiche Studien haben sie belegt: die Vorteile diverser Teams und Organisationen. Ein Beispiel dafür ist die Page Group Studie , die bereits 2016 herausgefunden hat, dass Diversität in deutschen Unternehmen die Unternehmenskultur stärkt und die Arbeitsprozesse vorantreibt. Weiter besagt sie, dass Diversity die Arbeitsmoral der Mitarbeiter steigert und das Zugehörigkeitsgefühl intensiviert. Diverse Teams zeichnen sich durch Mitarbeiter-Engagement und stärkerer Retention aus. Im Allgemeinen beeinflusst sie die Arbeitsperformance positiv und wird in der Arbeitswelt auch in Form von flexibleren Arbeitszeitmodellen, genderspezifischen Förderungen und familienfreundlicheren Angeboten wahrgenommen.

Flexibilität in einer gelebten Vielfalt ist also unabdingbar und hat viele positive Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Firmenkultur und die Mitarbeiterbindung. Wo die Diversity-Benefits liegen, über die sich Unternehmen freuen dürfen, finden Sie anschließend.

Diversität: Die Benefits liegen auf der Hand, nutzen Sie die Chance!

Anhand der bisherigen Recherche lassen sich bereits viele Diversity-Vorteile und Chancen erkennen. Einige sind hier zusammengetragen: 

Bringt einen klaren Vorteil im Wettbewerb und im Wettbewerb um die besten Köpfe

Fördert innovative Ideen und Lösungsansätze 

Treibt die Arbeitsprozesse voran und fördert die Performance

Stärkt die Unternehmenskultur

Verbessert die Arbeitsatmosphäre

Stärkt die innere Widerstandskraft des Unternehmens

Steigert die Arbeitsmoral und somit auch die Mitarbeitermotivation

Intensiviert das Zugehörigkeitsgefühl und fördert die Gleichstellung Benachteiligter

Rückt Work-Life-Balance in den Fokus und reduziert Fehlzeiten

Vernetzt und eröffnet neue und internationale Zugänge am Markt

Führt zu offener Feedbackkultur

Wie wir sehen, macht sich Diversity bezahlt und birgt viele Chancen!

Über

Martina Möller

Martina Möller ist Betriebswirtin, Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Schwerpunkt auf transkulturellem Coaching (deutsch, englisch, türkisch) und systemische Therapeutin.

Martina Möller iKult